Ab und an überkommt einen dieser Gedanke: Jetzt abhauen, das wäre schön! Man träumt vor sich hin, spielt das ein oder andere Szenario durch – und entscheidet sich schlussendlich meist doch dafür, es beim Träumen zu belassen. Oder auch nicht.
Manchmal ist einem aber wirklich alles zu viel. Man will nur noch seine Ruhe, abhauen, raus. In solchen Zeiten kommt man nicht mal auf die einfachsten Ideen. Kompletter Blackout. Rauskommen – wie könnte das aussehen? Man ist wie abgeschnitten von aller Kreativität; es fällt einem partout nichts ein – oder zumindest nichts, was passend wäre.
2014_7_21_alltagsfluchtenAlltagsfluchten. Wir alle brauchen sie ab und an. Hier hilft die Notfallbox. Sie ist eine Ideensammlung, eine Schatztruhe aus guten Zeiten für nicht so gute Zeiten. Zu diesen Schätzen gehören unter anderem auch Ideen für kürzere oder längere Auszeiten. Ideen für 5, 15 oder 30 Minuten Abschalten vom Alltagstrubel, genauso wie für 1, 2 oder 4 Stunden oder gar 1 oder mehr Tage. Im Idealfall beinhaltet die Notfallbox einen bunten Ideen-Mix: Alltagsfluchten, die wenig bis gar nichts kosten, aber auch solche, für die man etwas tiefer ins Portemonnaie greifen muss. Der Besuch beim Masseur, die Auszeit im Café, Besuch von oder bei Freunden, den Boxsack malträtieren, in den Wald gehen und alles rausschreien, der Ausflug ans Meer oder in die Berge, ein Besuch im Buchladen oder Museum, das Lesestündchen auf dem Sofa mit Kuscheldecke, Wollsocken, Wärmflasche und heißem Tee …

Mach mal:
Ergänze deine Notfallbox um deine ganz persönlichen Auszeit-Ideen. Wenn du magst, sortiere sie nach der benötigten Mindestzeit, den damit verbundenen Kosten etc.

Jeder Mensch hat welche. Oftmals ohne es zu wissen. Und dennoch prägen sie das Leben, lenken das Handeln. Die Rede ist von Leitsätzen. Wobei: Einige müsste man richtigerweise Leidsätze nennen. Sie leiten zwar, genau wie es Leitsätze tun, jedoch verursachen sie zusätzlich noch eins: Leid. Leidsätze halten Menschen klein. Zu ihnen zählen verinnerlichte Aussagen wie „Ich bin hässlich, dumm, nichts wert etc.“

Wessen Leben von Leidsätzen geleitet wird, denkt auch selbst negativ von sich. Das wiederum resultiert in sich selbst verneinenden Handlungen. Gerade geringer Selbstwert verhindert das Träumen. „Mir Zeit zum Träumen nehmen? Wozu denn? Ich werde das sowieso nicht erleben. Und wann? Ich bin doch rund um die Uhr beschäftigt. Da ist für solch einen Luxus keine Zeit!“ Aber mal ehrlich: Sind 30 Minuten in der Woche, die man allein verbringt, wirklich Luxus? Unmöglich einzurichten? Alternativ könnte man sich regelmäßig 5 Minuten zurück ziehen. Das Problem liegt meist nicht in der Unmöglichkeit des Anliegens, sondern darin, dass man denkt, dass anderes (Menschen, Anliegen etc.) wichtiger sind als man selbst.

Dabei erzählen Tagträumereien Geschichten: Geschichten über unsere tiefsten Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnungen. Wer sich die Zeit nimmt, sich selbst beim Träumen zuzuhören, lernt sich besser kennen.

Hier einige positive Leitsätze. Mein Tipp: Laut vorlesen, an der ein oder anderen Stelle den eigenen Namen einsetzen, wirken lassen.

Ich-Leitsaetze

Fühl mal:
Welcher der Leitsätze hat dich am meisten angesprochen? Was hast du beim Lesen empfunden (Traurigkeit, Freude, Schmerz, Hoffnung, Zustimmung, Diskrepanz …)? Welchen Leitsatz möchtest du bewusst in deinem Leben willkommen heißen?

Nächste Woche:
Träume und Prioritäten

 

„Was du träumen kannst, kannst du auch tun.“ Ich persönlich stehe dieser Aussage ambivalent gegenüber. Auf der einen Seite belehrt mich mein Verstand, dass das kompletter Schwachsinn ist: Als Kind habe ich oft davon geträumt, dass ich ganz ohne Hilfsmittel fliegen kann. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich es nicht kann. Auf der anderen Seite gebe ich gerne zu, dass mich die Aussage auch inspiriert: Wann immer sie in Form einer Postkarte oder dergleichen meinen Weg kreuzt, fühle ich mich ermutigt, meinen Träumen nachzuspüren. Mehr noch: Sie spornt mich an, größer zu träumen als bisher.

6-5

Ambivalenz hin oder her: Es ist erwiesen, dass Menschen, die sich hohe Ziele setzen, mehr erreichen als solche, deren Ziele klein oder gar nicht vorhanden sind. Hohe Ziele sind jedoch nicht gleichbedeutend mit unrealistischen Zielen. Ein unrealistisches Ziel, da aerodynamisch unmöglich, wäre es, als Mensch ohne jegliche Hilfsmittel fliegen zu können. Ein hohes, jedoch realistisches Ziel war es, als jemand davon träumte, mit Hilfsmitteln fliegen zu können. Ohne solch einen Träumer gäbe es heute keine Flugzeuge und eine Mondlandung wäre ein Ding der Unmöglichkeit geblieben.

Ein großer Traum (und damit ein hohes Ziel) ist unglaublich motivierend. Im Folgenden ein paar Kriterien, die ein solcher Traum erfüllen muss:

  1. Er ist so groß, dass er mich langfristig motiviert.
  2. Er ist so hoch gesetzt, dass ich mich anstrengen muss, um ihn zu verwirklichen.
  3. Ich kann etwas dazu beitragen, dass er in Erfüllung geht.

PS: Wer immer vom großen Traum, einmal auf einer Karibikinsel Urlaub zu machen, redet, aber nicht bereit ist, für diesen Traum eine gewisse Zeit auf den All-inclusive-Urlaub in Griechenland, regelmäßige Restaurant-Besuche sowie die zehnte Handtasche zu verzichten, dem nehme ich das mit dem großen Traum nicht ab. Das gehört dann für mich eher in die Kategorie „Wunsch, den ich gerne erfüllt sehen würde, ohne dass es mich etwas kostet“!

Überleg mal:
Gibt es einen Traum, der dich im oben beschriebenen Sinne bewegt? Was kannst du diese Woche konkret tun, um ihm einen Schritt näher zu kommen?

Nächste Woche:
Träum mal wieder!

 

Passend zum Thema hier noch ein Gedicht von Bernhard von Clairvaux (1090-1153). Schon etwas älter, aber noch immer aktuell:

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als
Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig
empfängt und weiter gibt, während jene
wartet, bis sie erfüllt ist. Auf diese Weise gibt
sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen
Schaden weiter…
Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen
und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein
als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst
wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie
zum Fluss, wird zur See. Die Schale schämt sich
nicht, nicht überströmender zu sein als die
Quelle…
Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei
leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst
schlecht umgehst, wem bist du dann gut?
Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle,
wenn nicht, schone dich.

Mal ganz direkt gefragt: Ist es nicht egoistisch, sich Zeit für sich zu nehmen? Ich behaupte, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, ist alles andere als egoistisch und definitiv nichts für Angsthasen, denn …

  1. Wer sich selbst besser kennenlernen will, muss Zeit investieren. Und das regelmäßig. Sich diese Zeit im oftmals turbulenten Alltag freizukämpfen, erfordert Mut.
  2. Wer eine Reise zu sich selbst antritt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an irgendeinem Punkt mit destruktiven Denk- und Verhaltensmustern konfrontiert. Das tut weh und erfordert Stärke, sich dem zu stellen.
  3. Neues zu lernen ist vergleichbar mit einem Weg, auf dem man zwei Schritte vorwärts und einen zurück macht: Es gibt Rückschläge, man zieht falsche Schlüsse. Aber ganz ehrlich: Lieber zwei Schritte vor und einen zurück als gar nicht vorwärts kommen!
  4. Es braucht Mut, Neues dauerhaft ins Leben zu integrieren. Denn dafür muss man Farbe bekennen: Das will ich ab sofort (nicht mehr)! So etwas stößt nicht immer auf Begeisterung. Gerade deshalb ist es wichtig, sich Unterstützung zu holen.

5-4

Ich bin der festen Überzeugung, dass es sich lohnt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen: Wer sich und seine Bedürfnisse kennt, diese artikulieren kann und für ihre Umsetzung einsteht, tut sich selbst etwas Gutes. Wir leben in einer Zeit, in der man sich primär über Leistung definiert: Immer höher, schneller, weiter. Das geht eine Zeit lang gut, aber dann fängt der Körper an, Signale zu senden. Nur werden sie oft übersehen bzw. schlicht und ergreifend ignoriert: Keine Zeit, keine Lust. Doch irgendwann rächt sich der Körper bzw. die Psyche: Stichwort Burnout, psychosomatische Beschwerden etc.

Überleg mal:
Beides ist wahr: Eine Reise kostet, aber sie bereichert auch. Welcher Aspekt ist dir persönlich am wichtigsten? Und welchen Preis bist du bereit, für dein Bleiben oder Losgehen zu zahlen?

Nächsten Monat:
Über den Wert von Träumen und den Mut zu handeln

5-2Vor etwa zwei Jahre saß ich mit Freunden bei einem guten Glas Rotwein zusammen – zwei Weggefährten. Wie so oft, wenn wir uns treffen, träumten wir laut voreinander. Es waren große, spannende Träume. Dieses laute Träumen tut mir immer gut, so auch an besagtem Abend. Aber dann kam sie wieder zum Vorschein: Meine Gabe, Dinge kaputt zu argumentieren. Binnen Sekunden, nachdem ich von meinen Träumen, Hoffnungen und Wünschen erzählt hatte, kanzelte ich sie als absolut unrealistisch ab. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die damalige Ist-Situation, meine Begrenzungen etc.
Es hatte mich enorm beflügelt, laut zu träumen. Nun zog ich mich selbst runter, indem ich an jeden Traum ein „ja, aber“ heftete. In dem Moment schien mir das ein notwendiger Realitätsabgleich zu sein. Meine Freunde sahen das anders. Sie nannten es feige: „Wenn du alle Träume immer gleich im Keim erstickst, brauchst du keine Angst zu haben, dass sie wahr werden könnten.“
Rückblickend muss ich ihnen zustimmen: Träumen nachzuspüren und sie nicht gleich totzureden, kostet Mut. Es bedeutet, die eigene Komfortzone zu verlassen, um rauszufinden, wie es sich dort, außerhalb des Altvertrauten, anfühlt.

Versuchs mal:
Wovon träumst du? Sei so mutig und träume laut im Kreise von Menschen, denen du vertraust – oder für dich allein, indem du deine Träume aufschreibst. Es ist gut möglich, dass ein Traum wirklich ein Traum bleibt. Aber meist lassen sich zumindest Teile davon realisieren. Was könntest du diese Woche tun, um deinem Traum ein Stück näher zu kommen?

Nächste Woche:
Wer reist gewinnt!