Ich bin Brillenträgerin – und das aus Überzeugung, denn meine Brille ist mir eine unverzichtbare Hilfe im Alltag. Ohne sie könnte ich Menschen erst erkennen, wenn sie direkt vor mir stehen. Das richtige Gewürz aus dem Schrank zu nehmen, würde deutlich länger dauern: Ohne Brille müsste ich eins nach dem anderen herausholen, um zu gucken, ob es sich dabei um Oregano, Paprika edelsüß, weißen Pfeffer oder aber Kräutersalz handelt. Das wäre unglaublich zeitintensiv und nervtötend!
Aber nicht nur meine Brille vom Optiker ist mir eine Hilfe im Alltag. Auch meine Traditions- und Wertebrille möchte ich nicht missen. Durch sie betrachte ich das Leben. Sie sitzt wie eine zweite Haut, sodass ich oft vergesse, dass ich sie trage. Sie gibt meinem Leben Orientierung und Struktur.
Meine Wertebrille beispielsweise sorgt dafür, dass ich Vereinbarungen ernst nehme, sei es der Abgabetermin für Projekte oder aber das pünktliche Erscheinen bei Verabredungen. Sie sorgt dafür, dass sich meine Auftraggeber auf mich verlassen können. Und sollte doch mal etwas dazwischen kommen, dann sorgt sie dafür, dass ein anderer Wert zum Zug kommt: klare Kommunikation.
Meine Traditionsbrille sorgt für die Wochenstruktur. So setze ich viel daran, dass das Wochenende frei ist von Büroarbeit. Am Samstag und Sonntag soll Zeit für größere Projekte in Haus und Garten sein, für Freunde und Familie, Erholung, leckeres Essen etc. Feiertage sind Dank meiner Traditionsbrille Grund zum Innehalten und Nachdenken über das, was gefeiert wird: Am 3. Oktober freue ich mich über ein wiedervereinigtes Deutschland, am 24. Dezember danke ich Gott, dass er sich klein gemacht hat und als Mensch auf diese Erde gekommen ist.
Jeder von uns trägt Brille. Nicht immer eine vom Optiker, aber dafür eine, die die Sicht auf das Leben beeinflusst. Werte und Traditionen haben einen eher schlechten Ruf, gelten als altbacken. Wenn die Brille aber „passt“, ist sie eine wahre Bereicherung!
Überleg mal:
Wie helfen dir deine Traditionen und Werte im Alltag?

Was aber, wenn man unfähig ist, die Autofahrt fortzusetzen, weil man auf der Armatur eine kleine Spinne entdeckt hat? Schnell rechts ran und dann flink aus dem Wagen gesprungen. Weiterfahrt? Unmöglich, bis sich jemand erbarmt, das Tier zu entfernen. Was wie eine übertriebene Schilderung klingen mag, ist für einige Menschen eine traurige Realität. Eine, die das Leben enorm einschränkt – so wie jede echte Phobie, sei es die Angst vor Spinnen, Hunden, engen Räumen, Menschenmassen, Höhen oder auch, von einer Ente beobachtet zu werden. Kein Scherz, auch diese Phobie gibt es, denn grundsätzlich gilt, dass alles zur Phobie werden kann.
Unsere Gesellschaft will keine Angsthasen. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen nicht ohne Grund mit diesem inneren Alarmsystem namens Angst ausgestattet worden sind. Eines, das man erst mal grundsätzlich wertschätzen sollte.
Diese Situation hat mir noch einmal vor Augen geführt: Echte Ermutigung ist nicht pauschal, sondern konkret, herzlich, ehrlich. Ermutigung tut gut – und wir alle brauchen sie bisweilen!