Anfang des Jahres habe ich mich mit Papier, Stift sowie mehreren Tassen Milchkaffee bewaffnet in einer Bäckerei verschanzt und mir eine Traumzeit gegönnt. Bäckerei deshalb, weil ich daheim zu abgelenkt gewesen wäre. Gegönnt deshalb, weil ich mir diese Stunden freischaufeln musste. An diesem Tag habe ich bewusst geträumt – und zwar von meinem ganz persönlichen „perfekten Alltag“: Mit welchen Menschen würde ich ihn verbringen? // Wann würde mein Tag beginnen, wann enden? // Wie würde ich ihn gestalten? // Wo würde ich leben? // Was würde ich arbeiten?
Träumereien können Augenöffner sein. Allzu oft führen sie einem Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen vor Augen, die man im Alltagstrubel aus dem Blick verloren hat. Träumereien können ernüchternd sein, wenn man feststellt, dass es eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit gibt. Gleichzeitig können sie aber auch motivieren, Änderungen im Jetzt vorzunehmen – damit sich das Leben mehr und mehr in die gewünschte Richtung bewegt.
Das Leben eines Menschen spiegelt seine Prioritäten wieder. Diese sind nicht immer so offensichtlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Nehmen wir Herrn P.: Herr P. wünscht sich, viel Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Die Realität sieht jedoch so aus, dass Herr P. Woche für Woche Überstunden macht, um Projekte für seinen Chef fertigzustellen. Was ist nun seine Priorität: seine Familie oder die Arbeit? Spontan würde man wohl sagen, dass seine Priorität die Familie ist, der Chef ihn jedoch zu Überstunden zwingt. Aber könnte es nicht auch sein, dass es für Herrn P. wichtiger ist, eine Konfrontation mit seinem Chef zu vermeiden und so die Harmonie zu wahren? Und dass er aus diesem Grund bereit ist, in den sauren Apfel zu beißen: Überstunden statt Familienzeit? Könnte es sein, dass hier eine bewusste Priorität (Familie) durch eine unbewusste (Konfliktvermeidung) ausgehebelt wird?
Fakt ist: Wenn die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit sehr groß ist, lohnt es sich, Möglichkeiten auszuloten, dies zu ändern. Oder aber eine neue, positivere Sicht der momentanen Lage zu gewinnen. Das Ziel muss sein, einen „stimmigen“ Alltag anzustreben, in dem sich äußere Anforderungen und innere Bedürfnisse in größtmöglichem Maße die Waage halten.
Teste mal:
Wie sieht dein ganz persönlicher „perfekter Alltag“ aus? Wie groß oder klein ist die Überschneidung mit dem Jetzt?
Nächste Woche:
Träume runterbrechen