Kürzlich ist es mir nach Jahren mal wieder passiert: Ich stieg ins Auto und wollte losfahren. Nur schien das Auto darauf keine Lust zu haben. Es rollte zwar im Schneckentempo vorwärts, aber es war ein mühsamer Akt. Nach einigen Metern ging mir ein Licht auf: Ich hatte vergessen, die Handbremse zu lösen! Diese Situation ist für mich ein gutes Bild für das Leben: Oft versuchen wir, mit angezogener Handbremse schwungvoll durchs Leben zu gehen. Was aber nicht so recht gelingen will.

MUTbremseDie Handbremsen, die dem Leben den Schwung nehmen und uns ausbremsen, haben viele Namen. Ein paar Beispiele gefällig?

1. Die Angst-Handbremse:
Sie bremst, indem sie Versagen vorhersagt und entmutigt. Ihre Lieblingssätze klingen in etwa so:
„Du wirst dich total blamieren!“
„Schuster, bleib bei deinen Leisten! Neues zu versuchen, das kann doch nur nach hinten losgehen!“
„Überleg dir nur, was alles schiefgehen könnte …“

2. Die Leidsatz-Handbremse:
Sie bremst, indem sie Menschen von vornherein kleinhält. Ihre Aussagen sind ähnlich präsent wie die menschliche DNA. Sie flüstert gerne folgende Aussagen in unser Herz:
„Du bist zu dumm/faul/unsportlich/hässlich … dafür.“
„Du bist es nicht wert.“
„Du hast dich für diesen Weg entschieden – selber schuld!“
„Du bist nicht richtig, so wie du bist.“

3. Die menschlichen Handbremsen:
Bei ihnen handelt es sich um Menschen, die einen ständig daran erinnern, was ihrer Meinung nach alles nicht geht. Sie haben eine Begabung, uns daran zu erinnern, was in der Vergangenheit schon alles schiefgegangen ist, wo Ziele nicht erreicht und Fehler gemacht wurden. Es ist gut, Menschen um sich zu haben, die uns hinterfragen. Menschliche Handbremsen hinterfragen jedoch nicht positiv-kritisch, sondern sind darauf aus, einem ihre Meinung aufzupfropfen. Das merkt man schnell, wenn man sich entgegen ihrem Rat anders entscheidet. Ihre Ratschläge sind mehr Schlag als Rat und klingen in etwa so:
„Erinnerst du dich nicht mehr daran, was beim letzten Mal passiert ist?“
„Du musst das natürlich selbst entscheiden, aber ICH (hochgezogene Augenbraue, kritischer Blick) würde niemals …“

Überleg mal:
Welche Handbremsen kennst du aus eigenem Erleben – und wie kannst du sie lösen?

„Was du träumen kannst, kannst du auch tun.“ Ich persönlich stehe dieser Aussage ambivalent gegenüber. Auf der einen Seite belehrt mich mein Verstand, dass das kompletter Schwachsinn ist: Als Kind habe ich oft davon geträumt, dass ich ganz ohne Hilfsmittel fliegen kann. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich es nicht kann. Auf der anderen Seite gebe ich gerne zu, dass mich die Aussage auch inspiriert: Wann immer sie in Form einer Postkarte oder dergleichen meinen Weg kreuzt, fühle ich mich ermutigt, meinen Träumen nachzuspüren. Mehr noch: Sie spornt mich an, größer zu träumen als bisher.

6-5

Ambivalenz hin oder her: Es ist erwiesen, dass Menschen, die sich hohe Ziele setzen, mehr erreichen als solche, deren Ziele klein oder gar nicht vorhanden sind. Hohe Ziele sind jedoch nicht gleichbedeutend mit unrealistischen Zielen. Ein unrealistisches Ziel, da aerodynamisch unmöglich, wäre es, als Mensch ohne jegliche Hilfsmittel fliegen zu können. Ein hohes, jedoch realistisches Ziel war es, als jemand davon träumte, mit Hilfsmitteln fliegen zu können. Ohne solch einen Träumer gäbe es heute keine Flugzeuge und eine Mondlandung wäre ein Ding der Unmöglichkeit geblieben.

Ein großer Traum (und damit ein hohes Ziel) ist unglaublich motivierend. Im Folgenden ein paar Kriterien, die ein solcher Traum erfüllen muss:

  1. Er ist so groß, dass er mich langfristig motiviert.
  2. Er ist so hoch gesetzt, dass ich mich anstrengen muss, um ihn zu verwirklichen.
  3. Ich kann etwas dazu beitragen, dass er in Erfüllung geht.

PS: Wer immer vom großen Traum, einmal auf einer Karibikinsel Urlaub zu machen, redet, aber nicht bereit ist, für diesen Traum eine gewisse Zeit auf den All-inclusive-Urlaub in Griechenland, regelmäßige Restaurant-Besuche sowie die zehnte Handtasche zu verzichten, dem nehme ich das mit dem großen Traum nicht ab. Das gehört dann für mich eher in die Kategorie „Wunsch, den ich gerne erfüllt sehen würde, ohne dass es mich etwas kostet“!

Überleg mal:
Gibt es einen Traum, der dich im oben beschriebenen Sinne bewegt? Was kannst du diese Woche konkret tun, um ihm einen Schritt näher zu kommen?

Nächste Woche:
Träum mal wieder!