P1140500Ich bin Brillenträgerin – und das aus Überzeugung, denn meine Brille ist mir eine unverzichtbare Hilfe im Alltag. Ohne sie könnte ich Menschen erst erkennen, wenn sie direkt vor mir stehen. Das richtige Gewürz aus dem Schrank zu nehmen, würde deutlich länger dauern: Ohne Brille müsste ich eins nach dem anderen herausholen, um zu gucken, ob es sich dabei um Oregano, Paprika edelsüß, weißen Pfeffer oder aber Kräutersalz handelt. Das wäre unglaublich zeitintensiv und nervtötend!
Aber nicht nur meine Brille vom Optiker ist mir eine Hilfe im Alltag. Auch meine Traditions- und Wertebrille möchte ich nicht missen. Durch sie betrachte ich das Leben. Sie sitzt wie eine zweite Haut, sodass ich oft vergesse, dass ich sie trage. Sie gibt meinem Leben Orientierung und Struktur.
Meine Wertebrille beispielsweise sorgt dafür, dass ich Vereinbarungen ernst nehme, sei es der Abgabetermin für Projekte oder aber das pünktliche Erscheinen bei Verabredungen. Sie sorgt dafür, dass sich meine Auftraggeber auf mich verlassen können. Und sollte doch mal etwas dazwischen kommen, dann sorgt sie dafür, dass ein anderer Wert zum Zug kommt: klare Kommunikation.
Meine Traditionsbrille sorgt für die Wochenstruktur. So setze ich viel daran, dass das Wochenende frei ist von Büroarbeit. Am Samstag und Sonntag soll Zeit für größere Projekte in Haus und Garten sein, für Freunde und Familie, Erholung, leckeres Essen etc. Feiertage sind Dank meiner Traditionsbrille Grund zum Innehalten und Nachdenken über das, was gefeiert wird: Am 3. Oktober freue ich mich über ein wiedervereinigtes Deutschland, am 24. Dezember danke ich Gott, dass er sich klein gemacht hat und als Mensch auf diese Erde gekommen ist.
Jeder von uns trägt Brille. Nicht immer eine vom Optiker, aber dafür eine, die die Sicht auf das Leben beeinflusst. Werte und Traditionen haben einen eher schlechten Ruf, gelten als altbacken. Wenn die Brille aber „passt“, ist sie eine wahre Bereicherung!

Überleg mal:
Wie helfen dir deine Traditionen und Werte im Alltag?

„Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!“ Ein markerschütternder Aufschrei. Dann der panische Hilferuf: „Eine Spinne, eine Spinne! Komm schnell her! Mach sie weg! Igitt, eine Spinne … jetzt komm doch endlich!“
Kaum einer reagiert mit Jubelschreiben auf die Sichtung einer Spinne. Manch einer brüstet sich geradezu mit seiner „Spinnenphobie“. Aber Hand aufs Herz: Für die meisten von uns sind die flinken Achtbeiner nichts anderes als ungeliebte Tierchen, bei deren Anblick man sich wünscht, dass jemand zu Hilfe eilt, um sie rauszutragen. Wenn es sein muss, kriegen wir es aber doch hin, die Spinne, egal ob klitzeklein oder doch etwas größer, nach draußen zu katapultieren. Die Angst vor Spinnen – sicher eine Herausforderung, aber kein unüberwindbares Problem.
2710_angstfeindWas aber, wenn man unfähig ist, die Autofahrt fortzusetzen, weil man auf der Armatur eine kleine Spinne entdeckt hat? Schnell rechts ran und dann flink aus dem Wagen gesprungen. Weiterfahrt? Unmöglich, bis sich jemand erbarmt, das Tier zu entfernen. Was wie eine übertriebene Schilderung klingen mag, ist für einige Menschen eine traurige Realität. Eine, die das Leben enorm einschränkt – so wie jede echte Phobie, sei es die Angst vor Spinnen, Hunden, engen Räumen, Menschenmassen, Höhen oder auch, von einer Ente beobachtet zu werden. Kein Scherz, auch diese Phobie gibt es, denn grundsätzlich gilt, dass alles zur Phobie werden kann.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Mit einer Phobie muss man sich nicht arrangieren. Es gibt Hilfe. Bei Interesse an näheren Infos einfach kurze E-Mail an kontakt@wortbeweger.de schicken.

Überleg mal:
Was würde sich in deinem Leben ändern, wenn du an einer echten Phobie leiden würdest? Oder falls du an einer leidest: Was würde sich ändern, wenn du diese Angst hinter dir lassen könntest?

Piep. Piep. Piep. In regelmäßigen Abständen ertönt ein Piepen, das mir durch Mark und Bein geht: der Rauchmelder. Ich stehe vom Sofa auf und suche den Störenfried. Es ist nicht das erste Mal, dass es piept. Das kam in den letzten Monaten bereits mehrmals vor. So breche ich auch nicht gleich in Panik aus. Aber genauso wenig ignoriere ich das Piepen. So unwahrscheinlich es mir auch erscheinen mag: Es könnte ja doch etwas Bedeutsameres dahinterstecken als Batterien, die gewechselt werden wollen. Der Feuermelder macht Alarm, das nehme ich ernst.
„Angsthase, Pfeffernase, morgen kommt der Osterhase“ höre ich die Kinder in unserer Straße rufen. Sie stacheln sich gegenseitig zu Mutproben an, lachen, haben Spaß. Das mit dem Angsthasen ist nicht ernst gemeint – und doch will niemand ein Angsthase sein. Die Kids wollen mutig sein, stark und frei von Angst – genau wie ihre Eltern.
Ich zumindest wollte nie zu den Angsthasen gehören. Nicht außen vor stehen, während alle anderen scheinbar frei von jeglicher Furcht die spannendsten Abenteuer erleben. Und ganz ehrlich: Ich will es noch immer nicht. Aber eins hat sich geändert: Ich will nicht um jeden Preis mutig sein. Angst ist nicht dazu da, auf Teufel komm raus überwunden zu werden. Denn Angst ist vor allem eins: ein Warnsystem – und das gilt es ernst zu nehmen. Aber klar: Wenn es pausenlos und ohne Grund Alarm schlägt, sollte man stutzig werden. Genauso wie ich beim Piepen unserer Rauchmelder nicht gleich panisch aus dem Haus stürze. So werde ich beim nächsten Piepen wohl wieder innerlich mit den Augen rollen und hoffen, dass wir dran gedacht haben, neue Batterien zu besorgen. Aber das werde ich tun, während ich dem warnenden Piepen nachgehe. Ich ignoriere es nicht – es könnte ja doch etwas dran sein. Und dann werde ich dankbar sein für das ohrenbetäubende Piepen!
MUTbremseUnsere Gesellschaft will keine Angsthasen. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen nicht ohne Grund mit diesem inneren Alarmsystem namens Angst ausgestattet worden sind. Eines, das man erst mal grundsätzlich wertschätzen sollte.

Frage:
Wo hast du in der Vergangenheit Angst schon mal als etwas Hilfreiches erlebt, als Freund/Beschützer? Wo/wie spürst du diese gute Form der Angst?

Der August ist mein Prüfungsmonat. Eine Tatsache, die mir eher Panik- als Jubelschreie entlockt. Vor der dritten von vier Prüfungen war es besonders schlimm: Mein Blick war felsenfest auf das fixiert, was ich noch nicht gelesen bzw. gelernt hatte. Und mein Gehirn war so freundlich, mich an all die Prüfungen zu erinnern, in denen ich in der Vergangenheit versagt hatte. In dieser gedanklichen Abwärtsspirale gefangen, erreichte mich selbst ein noch so nett gemeintes „Mach dir keinen Kopf, das wird schon!“ nicht mehr. Im Gegenteil: Solche Aussagen drückten den Startknopf, der meine extrem gut verinnerlichte „Ich kann dir mindestens 100 gute Gründe nennen, warum es trotzdem schiefgehen wird“-Argumentation in Gang setzte.
Am Tag vor der besagten Prüfung traf ich mich mit einer lieben Bekannten. Ihr klagte ich in aller Ausführlichkeit mein Leid: nächtelang nicht gut geschlafen, Angst vor Blackout, tagsüber renne ich rum wie ein aufgescheuchtes Huhn … Als ich gerade mal eine Millisekunde die Klagelitanei unterbrach, um Luft zu holen, witterte sie ihre Chance. Sie sah mich an und ihr Blick besagte, dass ich mir mit dem Luftholen Zeit lassen könne – jetzt sei sie an der Reihe. Dann legte sie los: ruhig und klar. Was folgte, waren keine pauschalen Ermutigungsversuche à la „Das klappt schon!“ Sie spielte auch nicht die Bedeutung der bevorstehenden Prüfung herunter. Stattdessen spiegelte sie mir, was sie wahrnahm: Sie erinnerte mich an die vergangenen Monate, in denen ich viel gelernt hatte. Sie attestierte mir, dass ich den Inhalt verstanden habe. Etappensiege in Form von kleineren Prüfungen im Vorfeld wurden mir vor Augen gemalt. Ehrlich, wie sie war, benannte sie aber auch meine mich selbst kleinmachenden Aussagen und die sicher nicht sonderlich förderliche Panikmache, die ich betrieb. In all dem war sie herzlich und ehrlich – und dadurch eine enorme Ermutigung. Sie hat mich mit ihren Worten bewegt, war im besten Sinne des Wortes ein WORTBEWEGER.
erMUTigungDiese Situation hat mir noch einmal vor Augen geführt: Echte Ermutigung ist nicht pauschal, sondern konkret, herzlich, ehrlich. Ermutigung tut gut – und wir alle brauchen sie bisweilen!

Mach mal:
Überleg dir, wen du heute ermutigen kannst: nicht pauschal, sondern ganz konkret, individuell, persönlich, handfest. Und dann tu es!