Passend zum Thema hier noch ein Gedicht von Bernhard von Clairvaux (1090-1153). Schon etwas älter, aber noch immer aktuell:

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als
Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig
empfängt und weiter gibt, während jene
wartet, bis sie erfüllt ist. Auf diese Weise gibt
sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen
Schaden weiter…
Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen
und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein
als Gott. Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst
wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie
zum Fluss, wird zur See. Die Schale schämt sich
nicht, nicht überströmender zu sein als die
Quelle…
Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei
leer wirst. Wenn du nämlich mit dir selbst
schlecht umgehst, wem bist du dann gut?
Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle,
wenn nicht, schone dich.

Mal ganz direkt gefragt: Ist es nicht egoistisch, sich Zeit für sich zu nehmen? Ich behaupte, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, ist alles andere als egoistisch und definitiv nichts für Angsthasen, denn …

  1. Wer sich selbst besser kennenlernen will, muss Zeit investieren. Und das regelmäßig. Sich diese Zeit im oftmals turbulenten Alltag freizukämpfen, erfordert Mut.
  2. Wer eine Reise zu sich selbst antritt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an irgendeinem Punkt mit destruktiven Denk- und Verhaltensmustern konfrontiert. Das tut weh und erfordert Stärke, sich dem zu stellen.
  3. Neues zu lernen ist vergleichbar mit einem Weg, auf dem man zwei Schritte vorwärts und einen zurück macht: Es gibt Rückschläge, man zieht falsche Schlüsse. Aber ganz ehrlich: Lieber zwei Schritte vor und einen zurück als gar nicht vorwärts kommen!
  4. Es braucht Mut, Neues dauerhaft ins Leben zu integrieren. Denn dafür muss man Farbe bekennen: Das will ich ab sofort (nicht mehr)! So etwas stößt nicht immer auf Begeisterung. Gerade deshalb ist es wichtig, sich Unterstützung zu holen.

5-4

Ich bin der festen Überzeugung, dass es sich lohnt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen: Wer sich und seine Bedürfnisse kennt, diese artikulieren kann und für ihre Umsetzung einsteht, tut sich selbst etwas Gutes. Wir leben in einer Zeit, in der man sich primär über Leistung definiert: Immer höher, schneller, weiter. Das geht eine Zeit lang gut, aber dann fängt der Körper an, Signale zu senden. Nur werden sie oft übersehen bzw. schlicht und ergreifend ignoriert: Keine Zeit, keine Lust. Doch irgendwann rächt sich der Körper bzw. die Psyche: Stichwort Burnout, psychosomatische Beschwerden etc.

Überleg mal:
Beides ist wahr: Eine Reise kostet, aber sie bereichert auch. Welcher Aspekt ist dir persönlich am wichtigsten? Und welchen Preis bist du bereit, für dein Bleiben oder Losgehen zu zahlen?

Nächsten Monat:
Über den Wert von Träumen und den Mut zu handeln

Ich freue mich jedes Mal, wenn Menschen sich selbst die Erlaubnis geben, zu träumen. Es begeistert mich, wenn Träume sein dürfen. Mehr noch: Wenn sie wachsen, konkret und letztlich sogar wahr werden.
Eine Freundin erlebt gerade die Wahrwerdung eines Traums. Während ich dies hier schreibe, ist sie auf dem Weg nach Bulgarien. Dort hilft sie ein paar Wochen bei Animalhelp Asenovgrad aus. Sie hat geträumt. Dieser Traum hat sie beflügelt, aber er hat sie auch einiges gekostet: Energie, Zeit, Geld, Mut …
Sie erlebt es gerade hautnah, dass man einen Weg zurücklegen muss, um sein Ziel zu erreichen – innerlich, aber auch äußerlich. Für ihren Traum, Tieren zu helfen, ist sie bereit, stundenlang mit Zug, Bus und Flugzeug unterwegs zu sein. Sie lässt ihre Lieben die Zeit über daheim zurück, investiert Geld und ihr Herz. All das ist nötig, um einen Traum – ihren Traum – wahr werden zu lassen.
In diesem Sinne: Ich ziehe meinen Hut vor dir, du mutige Träumerin! Und ich wünsche dir für diese besondere Reise nur das Beste: Inspiration, Kraft, Freude, Mut und ein Herz, das vor Begeisterung Purzelbäume schlägt!

 

5-2Vor etwa zwei Jahre saß ich mit Freunden bei einem guten Glas Rotwein zusammen – zwei Weggefährten. Wie so oft, wenn wir uns treffen, träumten wir laut voreinander. Es waren große, spannende Träume. Dieses laute Träumen tut mir immer gut, so auch an besagtem Abend. Aber dann kam sie wieder zum Vorschein: Meine Gabe, Dinge kaputt zu argumentieren. Binnen Sekunden, nachdem ich von meinen Träumen, Hoffnungen und Wünschen erzählt hatte, kanzelte ich sie als absolut unrealistisch ab. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf die damalige Ist-Situation, meine Begrenzungen etc.
Es hatte mich enorm beflügelt, laut zu träumen. Nun zog ich mich selbst runter, indem ich an jeden Traum ein „ja, aber“ heftete. In dem Moment schien mir das ein notwendiger Realitätsabgleich zu sein. Meine Freunde sahen das anders. Sie nannten es feige: „Wenn du alle Träume immer gleich im Keim erstickst, brauchst du keine Angst zu haben, dass sie wahr werden könnten.“
Rückblickend muss ich ihnen zustimmen: Träumen nachzuspüren und sie nicht gleich totzureden, kostet Mut. Es bedeutet, die eigene Komfortzone zu verlassen, um rauszufinden, wie es sich dort, außerhalb des Altvertrauten, anfühlt.

Versuchs mal:
Wovon träumst du? Sei so mutig und träume laut im Kreise von Menschen, denen du vertraust – oder für dich allein, indem du deine Träume aufschreibst. Es ist gut möglich, dass ein Traum wirklich ein Traum bleibt. Aber meist lassen sich zumindest Teile davon realisieren. Was könntest du diese Woche tun, um deinem Traum ein Stück näher zu kommen?

Nächste Woche:
Wer reist gewinnt!

Ich liebe es, mein Leben mit Menschen zu teilen – besonders mit solchen, die in Bewegung sind. In Bewegung sein kann Vieles bedeuten: Neues zu lernen, mutig Schritte vorwärts zu gehen, Dinge zu hinterfragen … Durch die Begegnung mit ihnen werde ich herausgefordert, inspiriert, bewegt – und das tut gut!

5-3Ich bin dankbar für Weggefährten, die mich in Bewegung halten: Sie helfen mir, den roten Faden in meinem Leben aufzuspüren. Sie machen mir Mut, ehrlich zu mir selbst zu sein, zu träumen, meinen Herzschlag wahrzunehmen und ihm entsprechend einzigartig zu leben. Es sind Menschen, die mir helfen, Fähigkeiten wie auch Grenzen wertzuschätzen, zu vertrauen und Risiken einzugehen. Sie feuern mich an, wenn Stillstand oder gar Rückschritt droht. Sie verstehen, dass man manchmal Wege einschlagen muss, die Außenstehende nicht (sofort) nachvollziehen können.

Ich befinde mich auf einer Reise – einer Reise hin zu mir selbst. Es ist eine Reise, die aus vielen kleinen Schritten besteht. Diese Schritte heißen „träumen“, „handeln“, „ hinterfragen“, „abwarten“, „zweifeln“ … und Dank meiner Weggefährten auch „weitergehen“. Ohne diese Menschen gäbe es WORTBEWEGER nicht. In diesem Sinne gilt mein Dank meinen Weggefährten in Nah und Fern – ihr wisst, wer gemeint ist!

WORTBEWEGER möchte dir ein Wegbegleiter im eingangs beschriebenen Sinne sein: ermutigend, unterstützend, bewegend. Ich freue mich, von dir zu hören – deine Geschichte, deine Fragen, deine Gedanken. Als Kommentar für alle sichtbar, als Nachricht oder im persönlichen Gespräch.

Überleg mal:
Wer sind deine Weggefährten? Mit wem würdest du in Zukunft gerne mehr Leben teilen? Und wem könntest du diese Woche danke sagen für positiven Input in deinem Leben?

Nächste Woche:
Träumen erlaubt!

Das Telefon klingelt. Eine charmante Frauenstimme informiert mich, dass ich eine Reise gewonnen habe. Ziel der Reise ist ein exotisches Land. Schnell packe ich meine sieben Sachen, springe ins Taxi und düse los zum Flughafen.

Das ist normalerweise der Punkt, an dem sich mein Verstand einschaltet. Da er von der eher pessimistischen Sorte ist, erinnert er mich daran, dass es diesen Anruf wohl nie geben wird. Denn wer eine Reise gewinnen will, müsste logischerweise an Gewinnspielen teilnehmen, was ich aber fast nie tue. Darauf folgt die Erinnerung an den aktuellen Kontostand, den mit Arbeit überquellenden Schreibtisch sowie die Tatsache, dass wir unser schulpflichtiges Kind nicht mal eben aus der Schule nehmen können, um die Welt zu bereisen. Peng! (Das war der Traum, der soeben geplatzt ist!)

5-1Was, wenn ich dir nun sage: „Herzlichen Glückwunsch, du hast eine Reise gewonnen! Du kannst sofort losreisen. Eine Malaria-Schutzimpfung ist überflüssig, ebenso das Organisieren eines Babysitters oder das Packen eines Koffers.“ Klingt zu schön, um wahr zu sein? Mag sein. Trotzdem ist es ernst gemeint. Die Reise, zu der ich dich hiermit ganz herzlich einlade, ist eine Entdeckungsreise. Nicht in ferne Länder, sondern zu dir selbst.

Eine Entdeckungsreise zu dir selbst – das ist die Einladung dieses Blogs an dich. Auf dieser ganz besonderen Reise gibt es viel zu entdecken. Ein paar Auszüge aus dem geplanten Reiseprogramm gefällig? Da wäre zum einen der Kontinent der Prägungen, dann das weite Land der eigenen Fähigkeiten, die faszinierende Weite der Wünsche, Hoffnungen und Träume sowie die Ödnis im Tal der inneren Bremsen. Das alles und noch viel mehr steht auf dem Reiseprogramm. Bist du dabei?

Denk mal:
Wir treffen uns im Mai 2015 in einem schönen Café. Du erzählst mir von dem zurückliegenden Jahr und deiner Reise zu dir selbst. Welchen „Kontinent“ wolltest du unbedingt besuchen – und welchen hättest du am liebsten großräumig umschifft? Welche Entdeckungen hast du auf deiner Reise gemacht?

Nächste Woche:
Reisen in guter Gesellschaft!